Quantcast
Channel: Schwäbische: Feeds: Trossingen
Viewing all articles
Browse latest Browse all 8808

Im Allgäu ist Bonde vor allem Agrarminister

$
0
0

Leutkirch / sz - Alexander Bonde, der Minister für den ländlichen Raum, hat am Donnerstagabend im Saal des Hotels Post bei seinem Wahlkampfauftritt für die Grünen auch von ihm im normalen Politikalltag nicht so sehr gewohnte Themen angesprochen.

Sogar als Bildungspolitiker warf er sich in die Bütt, zudem als großer Fürsprecher der grünen Kandidatin Petra Krebs. Erstens könne diese endlich auch den Frauenanteil aus der Region im Stuttgarter Landtag erhöhen. "Und wer Krebs wählt, der wählt Winfried Kretschmann."

Fast 40 Minuten redet Bonde in freier Rede. Dabei stellt der Schwarzwälder immer wieder auch Bezüge zum Allgäu her. Und wenn ein Mann wie Gottfried Härle als Gastgeber und Moderator nehmen ihm steht, darf ein Schlenker zu dessen Produkten natürlich nicht fehlen. "Vorneweg gesagt: Ich halte dein Bier weiterhin für bekömmlich", sagt Bonde und lässt sich ein Glas aus dem Leutkircher Sudkessel einschenken.

Alexander Bonde steht in der grün-roten Landesregierung einem Ministerium vor, das ein wenig einem Gemischtwarenladen gleicht. Er ist verantwortlich für Landwirtschaft. Für Naturschutz. Er muss Verbraucherinteressen vertreten, ganz so nebenbei organisiert Bonde mit seinen Stäben auch den Breitbandausbau. Gerade auch im ländlichen Raum. Er findet, dass seine Regierung gut gearbeitet hat. "Beim Zugang zu schnellem Internet sind wir unter den Flächenländern Spitze. Das ist gerade für den ländlichen Raum von zentraler Bedeutung für die Zukunft", sagt der Mann und verweist darauf, dass Winfried Kretschmann als erster Ministerpräsident zur Digitalisierung der Geslleschaft (Wirtschaft 4.0) eine Regierungserklärung abgegeben habe. Ein bisschen Lob, angesichts der aktuellen Umfragewerte auch als Trost gedacht, fällt dabei dann auf das von Nils Schmid (SPD) geführte Finanz- und Wirtschaftsministerium ab: "Die machen das gut."

Vorsichtig mit Versprechen

Im Allgäu, das zeigt aber die Aussprache mit dem Publikum, steht Bonde vor allem im Blickpunkt als Agrarminister. Ja, die Entwicklung der Milchpreise und die damit verbundene Lage der Produzenten, "das ist dramatisch". Das von der FDP so stark bevorzuge freie Spiel der Marktkräfte sei gescheitert, auch Kanzlerin Angela Merkel habe in den vergangenen Jahren die Landwirte im Stich gelassen. Rettungsmaßnahmen aus der Landeskasse kann Bonde aber nicht in Aussicht stellen, "das alles wird vor allem in Brüssel und Berlin gesetzgeberisch bestimmt". Immerhin hätten vor den letzten Verhandlungen über den EU-Etat vor allem Landesregierungen mit grüner Beteiligung es durchgesetzt, die Brüsseler Förderprinzipien "an unsere kleinteiliger strukturierte Landwirtschaft im Südwesten" anzupassen. Jetzt fließe sogar mehr Geld aus Brüssel nach Baden-Württemberg als zu Zeiten der von der CDU geführten Landesregierungen. Alexander Bonde spricht an diesem Abend auch über die Chancen, Produkte regionaler zu vermarkten. So nebenbei wehrt er sich dagegen, grüne Landwirtschaftspolitik sei einseitig auf den Bioanbau ausgerichtet. "Das ist nicht das Geschäftsmodell für alle, man muss schon schauen, was zur Hofstruktur passt."

Über Detailfragen wie die angeblich mit Eiterbefall verbundene Ohrmarkierung bei Ziegen oder die Suche nach einer Balance zwischen Flächenverbrauch und den damit verbundenen Einschränkungen für die Bauern muss sich Bonde zum Schluss der Veranstaltung auch noch um Verkehrspolitik kümmern. Oberbürgermeister Hans-Jörg Henle lässt es sich als Frager nicht nehmen, die von Grün-Rot eingeführte Kürzung von Zuschüssen etwa bei der Bahnhofsanierung zu kritisieren. Henle nimmt auch Petra Krebs, die als Wangener Gemeinderätin die Problematik kennt, mit in die Pflicht. Bonde antwortet politisch unverfänglich: "Wir haben das auf dem Schirm." Erst aber müsse Kretschmann wiedergewählt sein. Petra Krebs erinnert Henle daran, "dass Steuergelder nicht vom Himmel fallen". Nach knapp zwei Stunden Leutkirch fährt Bonde spätabends weiter. Am Freitag kümmerte er sich auf anderen Terminen um die Nöte der Obstbauern.

Eine Podiusmdiskussion der SZ zur Landtagswahl findet am Dienstag, 23. Februar, um 19.30 Uhr in der Mensa im "Cubus" statt.


Viewing all articles
Browse latest Browse all 8808