Leutkirch / sz - Schlechte Nachricht für Leutkirch: Der Schlachthof an der Zeppelinstraße wird geschlossen. „Der Standort Leutkirch mit einer wöchentlichen Schlachtleistung von 500 bis 700 Tieren war in dieser Betriebsgröße im Wettbewerb nicht mehr wirtschaftlich zu betreiben“, teilt der Fleischkonzern Vion Food, dessen Tochter Moksel den Leutkircher Schlachthof betreibt, auf Anfrage der SZ mit. Über den Zeitpunkt der Schließung gibt es unterschiedliche Angaben, betroffen sind 40 Arbeitsplätze. Die Mitarbeiter seien in dieser Woche informiert worden: „Vion-Management und Sozialpartner haben ihre Gespräche über die Zukunft der Arbeitsplätze – Wechsel an andere Standorte eingeschlossen – aufgenommen und werden diese in den nächsten Wochen fortführen“, heißt es in der Stellungnahme des Konzerns weiter.
Hintergrund der Entscheidung ist die Umstrukturierung der bayerischen Vion-Betriebe. Demnach will der niederländische Mutterkonzern (Umsatz 2013: sieben Milliarden Euro) einen zweistelligen Millionenbetrag in die Standorte Waldkraiburg, Landshut und Vilshofen investieren. Fast die Hälfte dieser Mittel fließt in den Ausbau des Schlacht- und Zerlegebetriebs in Landshut, wo künftig pro Woche 21 000 statt bisher 11 000 Schweine verarbeitet werden sollen. Auch in Vilshofen (ebenfalls Schweinestandort) und Waldkraiburg wird kräftig investiert, die Kapazität in Waldkraiburg soll von 3000 auf 4500 Rinder erhöht werden, teilt Vion auf seiner Homepage mit.
Dass im Gegenzug nicht nur die bayerischen Produktionsstandorte Straubing und Pfarrkirchen geschlossen werden, sondern auch der Schlachthof Leutkirch –diese Nachricht kam offenbar aus heiterem Himmel. „Wir haben nie irgendwelche Hinweise bekommen, dass der Schlachthof auf der Kippe steht“, sagt Oberbürgermeister Hans-Jörg Henle. Deshalb sei er „total überrascht“ gewesen, als Moksel-Geschäftsführer Armin Trinkwalder ihn telefonisch über die bevorstehende Schließung informiert habe. Nach Darstellung Trinkwalders wären Millioneninvestitionen in Leutkirch notwendig gewesen. Der Standort soll Ende September den Betrieb einstellen, kündigte der Geschäftsführer an.
Einen anderen Zeitrahmen setzt Vion-Pressesprecher Karl-Heinz Steinkühler: Die Umstrukturierung der bayerischenVion-Betriebe werde bis zum Sommer kommenden Jahres abgeschlossen sein. „Zu diesem Zeitpunkt wird voraussichtlich auch der Standort Leutkirch geschlossen werden“, lässt er wissen.
Ob 2014 oder 2015, das Aus betrifft nicht nur die Mitarbeiter und die Bauern, sondern auch die Bürger der Stadt insgesamt. „Der Schlachthof war der drittgrößte Kunde unserer städtischen Eigenbetriebe Wasser und Abwasser“, macht OB Henle klar. „Die Fixkosten, etwa für die Kläranlage, bleiben dieselben, aber sie müssen künftig neu umgelegt werden.“ Will heißen: Wasser und Abwasser werden teurer.
Ein Umstand, auf den auch Waldemar Westermayer, Kreisvorsitzender des Bauernverbands Allgäu-Oberschwaben, aufmerksam macht. Rund zehn Cent mehr pro Kubikmeter, rechnet er vor, dürften es mit Sicherheit werden. Das mache für einen Landwirt schnell 200 Euro pro Jahr aus. Was ihn aber mindestens so sehr ärgert: „Die Tiere werden in Zukunft über viel weitere Wege transportiert.“ Das sei besonders bei Notschlachtungen problematisch. Die nächstgelegenen Schlachthöfe finden sich künftig in Kempten, Mengen, Ulm oder Buchloe. „Für ein viehstarkes Gebiet ist das ein schwerer Verlust.“ Bauern und die Erzeugergemeinschaft Schlachtvieh müssten sich überlegen, ob sie weiterhin Vertragspartner von Vion bleiben wollen, gibt Westermayer zu bedenken.
Wie es an der Leutkircher Zeppelinstraße weitergehen wird, ist derzeit völlig offen. Sollte ein Betriebsnachfolger gefunden werden, darf er laut Vion nicht aus derselben Branche kommen. OB Henle kündigte an, weitere Gespräche mit Moksel-Geschäftsführer Trinkwalder zu führen.