Leutkirch / sce - Ein weißes Rad auf tiefblauem Hintergrund: Dieses Symbol weist Radlern seit kurzem den Weg auf der neu ausgeschilderten Radrunde Allgäu. Über insgesamt 450 Kilometer führt die Runde in die schönsten Ecken, wie die Allgäu GmbH im Kempten für das neue Angebot wirbt.
Von Bad Wörishofen über Ottobeuren, Leutkirch, Bad Wurzach, Kißlegg, Wolfegg, Wangen, Isny führt die Route weiter nach Lindenberg, Immenstadt, Sonthofen, ins Tannheimer Tal, nach Füssen, Marktoberdorf, Kaufbeuren und zurück nach Bad Wörishofen. Doch keine Angst, der Kurs lässt sich je nach Kondition und Zeitbudget ganz individuell in passende Etappen aufteilen – und rund 50 Bahnhöfe an oder nahe der Strecke sorgen dafür, dass erst gar kein Radelstress aufkommt. Bei der Planung hilft ein Streckenkonfigurator samt Höhenprofil – damit lassen sich Abschnitte von jeweils zehn Kilometern zur gewünschten Tagesstrecke zusammenrechnen.
Wer in Leutkirch, Bad Wurzach, Isny oder Wangen wohnt, hat’s sowieso gut: Die Radrunde Allgäu führt mitten durch die Ortschaften. Gepäcktaschen füllen, Reifen aufpumpen, und los geht’s – in unserem Fall in Leutkirch. Doch halt: Wir haben den sogenannten Sommer 2014, und so fängt es nach kaum 500 Metern an zu regnen, was die Wolken hergeben. Schnell noch ein Regencape gekauft, ein Weilchen untergestanden, dann kann es weitergehen. Nass zwar, aber wenigstens ist es nicht wirklich kalt. Informationsmaterial und Radkarte brauchen wir zunächst nicht, die Strecken sind vertraut, und doch gibt es so manches zu entdecken auf den Abschnitten, die so klangvolle Namen haben wie Glückswege, Heimatstätten, Naturschatzkammern oder Wasserreiche.
Nicht nach Landkreisen oder anderen geografischen Grenzen nämlich soll das Allgäu eingeteilt werden, sondern nach Erlebniswelten, heißt es bei der Allgäu GmbH. So erreichen wir also nach der Heimatstätte Leutkirch die Naturschatzkammer Wurzacher Ried und passieren dabei mit dem Weiler Herrgotts und dem Prozessionsweg hinauf zum Gottesberg Zeugen traditioneller Frömmigkeit der Region. Die Entstehungsgeschichte des Rieds ist uns bekannt, also gönnen wir unseren nassen Gliedern lieber die Wärme des Thermalbads und der Sauna im Vitalium.
Tiefblauer Himmel und Wattewolken über üppigen Bauerngärten versöhnen uns auf der Weiterfahrt mit dem Radelwetter. Richtung Kißlegg wird’s allmählich hügeliger, E-Biker überholen uns mit einem zackigen „Guten Tag“ und sind schon gleich darauf hinter der nächsten Anhöhe verschwunden. Sie scheinen deutlich auf dem Vormarsch, die Räder mit den Hilfsmotörchen, wie so manche Lade- oder Akku-Tauschstation an der Strecke nahelegt. Durch Felder und Wiesen, manchmal über Schotter, meist aber auf geteerten Wegen erleben wir die vielen Weiher und Seen rund um Kißlegg aus einer neuen Perspektive. Diese Ruhe und die Anmut der Landschaft – man sollte malen können!
Wolfegg hat eine traumhafte Lage – wenn man erst mal oben ist beim Schloss und in der Ortsmitte. Von Wassers her muss man allerdings ein paar Höhenmeter machen, und wenn man unten nächtigt und oben seinen Hunger stillen will wie wir, dann heißt es klettern. Aber bekanntlich ist der Weg das Ziel, und sollte das Rad irgendwelche Probleme machen, ist Hilfe in Sicht: In Wolfegg wartet eine nostalgische Fahrradhilfe-Station mit gut bestücktem Reparaturkasten. Sie dürfte nicht umsonst dort stehen, denn auch in Wolfegg spürt man einen gewissen Radel-Boom: „Wir haben fast täglich Gäste da, die die Radrunde fahren“, sagt die Betreiberin des örtlichen Cafés, die auch Zimmer vermietet.
In Waldburg erreicht unser Streckenabschnitt mit 689 Metern seinen höchsten Punkt – noch höher könnten wir, wenn wir die Burg selbst erklimmen würden. Aber die Aussicht verspricht an diesem diesigen Tag nicht allzu viel, also verschieben wir das auf ein anderes Mal und folgen der Radrunde über Amtzell durch Streuobstwiesen bergauf, bergab nach Wangen. Dort bleiben wir erst einmal hangen, beim wohlverdienten Radler und einem deftigen Mittagessen. Gute 90 Kilometer sind geschafft, ein Fünftel der gesamten Radrunde Allgäu. Nach Isny wären es noch 25 Kilometer – das und der „Rest“ muss vorerst noch warten.
Die Radrunde Allgäu führt als Radfernweg auf 450 Kilometern durchs Unter- und Oberallgäu, den Kreis Ravensburg und durchs Tannheimer Tal in Österreich. Informationen, Kartenmaterial und Unterkunftsverzeichnis gibt es bei der Allgäu GmbH in Kempten, Telefon 0831/5753730, und im Internet unter www.radrunde-allgaeu.de.