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Grünschnitt top, Getreide Flop

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Leutkirch / win - Das schlechte Wetter: Was die einen Bauern freut, ist der andern Landwirte Leid. So war der viele Regen in den vergangenen Wochen für Grünlandbauern ideal, für Getreidelandwirte hingegen katastrophal. „Das derzeitige Wetter ist sehr schlecht für Getreidebauern“, sagt Egon Braun aus Dietmanns. Denn nass könne das Getreide nicht geerntet werden. Ein Teil wurde bereits eingefahren, der andere steht noch auf den Feldern.

„Was bislang abgeerntet wurde, ist gut“, sagt Waldemar Westermayer, Vorsitzender des Bauernverbands Allgäu-Oberschwaben. Was derzeit noch stehe, müsse aber dringend weg. Das Problem: Für die Getreideernte, also das Mähen und Dreschen, sollte mindestens zwei Tage lang die Sonne scheinen. Er selbst pflanze nur einen halben Hektar Getreide an. „Ich habe bisher noch nichts reingeholt“, sagt Westermayer. Er erklärt: In Biberach gab es im Frühjahr beispielsweise mehr Sonnentage, da konnten die Landwirte früher ernten. „Wir waren später dran, darum hat es uns jetzt alles verregnet.“

Hauptsächlich stehe derzeit noch Sommerweizen, Hafer und Roggen auf den Feldern. Die Gerste werde als erstes abgeerntet. „Der Regen der letzten Wochen führt zu Pilzbefalls und somit zu erheblichen Schäden am Getreide“, sagt Westermayer.

Beim Grünschnitt sieht das anders aus. „Es war ein gutes Wuchsjahr“, sagt Westermayer. „Denn Grünland braucht viel Regen.“ Er erklärt: „Normal gibt es Anfang August den vierten Schnitt, Ende September, Anfang Oktober den fünften.“ Dabei seien nicht die Schnitte entscheidend, sondern die Menge. Dem stimmt Alois Peter aus Herlazhofen zu.

Der Landwirt baut 95 Prozent Grünschnitt an – für Gras, Silage und Heu. Die restlichen fünf Prozent machen Silomais zur Fütterung aus. „Für uns ist der Grünertrag in diesem Jahr hervorragend, daher bin ich sehr zufrieden“, sagt er. Den vierten Schnitt habe er bereits reingeholt. „Dieser war überdurchschnittlich.“ Deshalb werde es keine Futterprobleme geben.

Die Heuernte hingegen sei derzeit problematisch. Seit Juni war sie wegen des Regens nicht mehr möglich. „Im ersten Schnitt konnten wir 20 Hektar Heu ernten, von sehr guter Qualität“, sagt Peter. Der Ertrag diene zu 100 Prozent der Eigennutzung.

Ernte zur Eigennutzung

Egon Braun verfüttert sein Getreide, verkauft es aber auch. „Es gibt viele Landwirte, die die Ernte nur verfüttern und nicht verkaufen“, sagt Westermayer. Der Grund: Sie mischen das Getreide ins Kraftfutter, dann reicht es länger.

Geerntet wird das Getreide seit Jahrzehnten nicht mehr von den Landwirten selbst. „Der Maschinenring württembergisches Allgäu und Lohnunternehmer helfen dabei“, sagt Westermayer. Denn wegen ein paar Hektar rechne es sich nicht, beispielsweise einen Mähdrescher, Maishexler oder Pflug anzuschaffen.

Auch Braun und Peter setzen auf externe Hilfe. Reinhold Frener aus Leutkirch ist Lohnunternehmer. Er sagt: „Im Getreidebereich werden fast ausschließlich Lohnunternehmer eingesetzt.“ Denn sie können in kurzer Zeit, große Mengen ernten. „Wir schaffen oftmals doppelt oder dreimal so viel wie ein Bauer allein“, so Frener. Er nennt ein Beispiel: Die derzeit großen Mengen an Gras können problemlos an einem halben oder an einem Tag geerntet werden. Für die Getreideernte müsse es trocken sein.

Frener erklärt: „Man könnte zwar das Getreide feucht ernten und in die Trocknung fahren aber das wäre zu aufwendig und zu teuer.“

Insgesamt fasst der Fachmann zusammen: „Für Gras ist das Wetter gut, für Getreide nicht, beim Mais kann man noch nichts sagen, aber es werden große Mengen erwartet.“

Das bestätigt Peter: „Der Mais steht hervorragend da, wir hoffen, dass die Witterung mitspielt und wir eine gute Ernte reinbringen.“ Geerntet wird der Mais Ende September, Anfang Oktober. „Mais braucht Wärme und Feuchtigkeit“, sagt Westermayer. Derzeit bilde er noch die letzten Kolben aus.

Hoffnung auf Altweibersommer

Um die Qualität zu wahren, brauche der Mais aber dringend Sonne, so Braun. Der Dietmannser Landwirt hört derzeit täglich den Wetterbericht. „Ich hoffe, dass im September noch der Altweibersommer kommt. Bis dahin heißt es abwarten.“

Etwas gutes hat der Regen der letzten Wochen dennoch: „Wir haben keine Mäuseplage“, sagt Westermayer. Ein gewisser Mäusebestand brauche der Boden zwar für die Durchlüftung, aber die Menge mache das Gift.


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