Leutkirch / sz - Wer wird Nachfolger von Kurt Widmaier? Die zweite Amtsperiode des seit 1999 amtierenden Landrats geht 2015 zuende. Klar ist: Der dann 65-jährige Chef des Landratsamts geht in den Ruhestand. Unklar ist, wer ihm nachfolgt. Seit Monaten gibt es Gerüchte um Namen. Der Leutkircher Bürgermeister Martin Bendel hat jetzt als Erster grundsätzliches Interesse an dem Amt bekundet – allerdings wirft er seinen Hut noch nicht in den Ring.
Auf Anfrage der Schwäbischen Zeitung erklärte Bendel am Freitag schriftlich: „Ich mache mir derzeit Gedanken über eine Kandidatur zu der im nächsten Jahr anstehenden Landratswahl.“ Die Entscheidung müsse „sehr gut überlegt sein“. Dafür brauche „noch Zeit“. Zum einen, weil das Amt „ein hohes Maß an Verantwortung“ verlange und eine „große Herausforderung“ darstelle. Außerdem nennt er „die Rücksicht auf mein Amt als Bürgermeister“ Leutkirchs, einen möglicherweise nötigen Umzug nach Ravensburg und die „Verantwortung für meine Familie“ als Gründe für die Überlegungen. Der 1973 in Riedlingen geborene Bendel ist verheiratet und hat drei Kinder, darunter ein sehr kleines.
Stadträte informiert
Von seinen Gedankenspielen hat Bendel am Freitag auch die Leutkircher Stadträte informiert, bekundete er gegenüber der SZ und verweist auf die Tatsache, dass ihn die Räte im Jahr 2009 als Bürgermeister gewählt hatten. In Leutkirch ist er als Erster Beigeordneter hauptamtlicher Vertreter von OB Hans-Jörg Henle.
Bendel ist Jurist und hat eine Ausbildung für den gehobenen Verwaltungsdienst absolviert. Bevor er nach Leutkirch kam, war er beruflich als Leiter des Verkehrs- und Ordnungsdezernats im Landkreis Rottweil tätig und als Referent für kommunales Haushaltsrecht im Landesinnenministerium tätig. Mit seiner Kandidatur als OB in Rottenburg am Neckar war Bendel gescheitert.
Fachlich bringt er nach Ansicht von Insidern die Qualifikation für das Amt des Landrats mit. Diese Qualifikation ist auch für einen oberstes Gebot, dessen Name selbst gehandelt wurde, der aber abgewinkt hat: Wangens OB Michael Lang.
Fachlich brächte er demnach ebenfalls das nötige Rüstzeug mit, hat der Jurist und Verwaltungswirt, doch langjährige Erfahrung in der öffentlichen Verwaltung und leitet seit 2001 die Verwaltung der zweitgrößten Stadt des Landkreises Ravensburg. Für die Freien Wähler sitzt der 49-Jährige im Kreistag und ist als OB politisch unumstritten.
Doch Lang sagt: „Ich habe meine Aufgabe in Wangen und möchte sie nicht eintauschen.“ Er ergänzt: „Ich bin viel zu gern OB.“ Offenbar hat Lang seine persönlichen Karriereplanungen mit dem städteplanerischen Langzeitprojekt der Landesgartenschau verknüpft. Sie geht im Jahr 2024 in Wangen über die Bühne, und der gebürtige Mössinger sagt: „Diese Aufgabe habe ich auch persönlich angenommen.“
Zudem scheidet Lang als möglicher Kandidat aus, nimmt man zwei zusätzliche Kriterien als Grundlage, die er neben der fachlichen Eignung selbst für das Spitzenamt im Kreis anlegt: „Wir brauchen einen Landrat, der unbelastet ist und der für den gesamten Kreis steht.“ Mit „unbelastet“ meint Lang konkret die emotional geführte Debatte um die defizitäre Oberschwabenklinik (OSK).
Sie war in die Schließung der OSK-Standorte in Leutkirch und Isny gemündet und hatte längst verschüttet geglaubte Gräben zwischen dem Schussental und dem Allgäu wieder aufgeworfen. Deshalb sagt Wangens OB: „Es spricht viel für jemanden, der an der Debatte nicht beteiligt war, also nicht im Kreistag sitzt.“ Das gilt nicht für Kreistagsmitglied Lang, der sagt, dass ihm die damalige Diskussion „weh getan“ habe.
Bürkle fühlt sich geehrt
Ein anderer Name, der ebenfalls gehandelt wurde, ist Bad Wurzachs Bürgermeister Roland Bürkle. Bürkle war Chef der CDU-Kreistagsfraktion, ehe er im April 2013 aus persönlichen Gründen dieses Amt niederlegte. Für ihn sei eine Kandidatur „definitiv kein Thema“, sagte er auf Anfrage der Schwäbischen Zeitung – und wirkte dabei sichtlich überrascht. Er hält es für „ehrenwert“, dass sein Name mit der Kandidaten-Frage in Verbindung gebracht werde. Allerdings sei er froh, dass seine Frau jetzt Landrätin in Sigmaringen ist. Stefanie Bürkle hatte dies Amt erst in diesem Jahr angetreten.