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„Wir können viel helfen“

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Leutkirch / sz - Renate Falter und ihre Töchter Hanna und Lisa Zwerger möchten helfen. Aus diesem Grund haben sie sich vor etwa einer Woche dem Leutkircher Arbeitskreis Asyl angeschlossen. Weil die Ehrenamtlichen hoffen, noch weitere Mitstreiter gewinnen zu können, haben sie sich am Montagnachmittag mit Bürgermeister Martin Bendel, Vertretern der Leutkircher Kirchen, Nezakettin Seyfi vom Moscheeverein und Sozialarbeiter Klaus Behringer im Rathaus getroffen.

„Wir möchten dazu aufrufen, aktiv zu werden, denn es gibt viel Betreuungsbedarf“, so Bendel mit Blick auf die Flüchtlinge, die bereits in Leutkirch leben oder bald in die Große Kreisstadt kommen werden. Insgesamt 128 Asylbewerber sollen in Kürze in Leutkirch sein. 30 aus Gambia, Eritrea und Kamerun kamen vor zwei Wochen in Leutkirch an. Bis zum Umzug am heutigen Dienstag in Container in der Memminger Straße lebten sie in zwei Klassenzimmern in der Landwirtschaftsschule.

Betreut werden die Flüchtlinge hauptamtlich von Klaus Behringer vom Landratsamt. „Die andere wichtige Säule ist die Hilfe der Ehrenamtlichen des Arbeitskreises Asyl“, so Bendel weiter. Sie kümmern sich um die Flüchtlinge und sorgen dafür, dass sie in Leutkirch zurecht kommen.

„Manches wäre ausbaufähig, wenn wir mehr Leute hätten“, sagt Priska Wunden vom Asylkreis. Gesucht werden Leute, die Sprachkurse geben oder dolmetschen können. Aber auch die Begleitung zu Behörden, Banken oder Ärzten seien wichtige Aufgaben. „Die Integration in der Gemeinde und in Vereinen sind auch ein großes Thema“, ergänzt Behringer.

Jeder Flüchtling sei froh, wenn er unterstützt werde. Das bestätigt Nezakettin Seyfi vom Moscheeverein. Er erzählt: „Das sind junge, glückliche Menschen, die gerne in Leutkirch sind.“ Und dennoch: „Keiner der Afrikaner ist aus Jux und Tollerei gegangen. Sie haben ihr Leben aufs Spiel gesetzt, um wegzukommen, weil die Not zu groß war“, betont Diakon Reiner Wagner.

Umso wichtiger sei es, dass sich die Flüchtlinge in Leutkirch wohlfühlen. „Und dazu werden auch materielle Sachen wie Fahrräder, Fernseher, Kleidung oder Kinderwagen gebraucht“, fährt Behringer fort. Wer Sachen abgeben möchte, kann dies bei der Kleiderstelle St. Martin tun. „Aber nur gute Kleider“, so Wunden. Wie es ist, beim Asylkreis mitzuarbeiten, schildert Renate Falter. „Wir sind erst seit kurzem dabei, aber können bereits jetzt viel helfen“, erzählt sie. Gemeinsam mit ihren beiden Töchtern Hanna und Lisa Zwerger habe sie eine Patenschaft für eine Familie aus Afghanistan übernommen. Auch die Afrikaner haben sie bereits besucht. „Wir haben festgestellt, dass es hilfreich ist, einfach da zu sein und mit ihnen zu reden“, so Falter. Bei Stadtführungen, beim Kaffee trinken oder beim Gang in die Kirche wurden die jungen Leute beschäftigt. „Und das ist wichtig. Denn so geben wir den Flüchtlingen eine Perspektive“, sagt Lisa Zwerger. Die Asylbewerber selbst wüssten wenig darüber, wie es mit ihnen weitergeht. „Sie fühlen sich ausgeliefert“, so Zwerger. Sie wolle nun mit ihrer Familie Kontakte zu Sportvereinen herstellen und andere Hobbys ermöglichen.

„Tolle, fröhliche Momente“

„Es sind tolle, fröhliche Momente, die man mit der ganzen Familie bei den Flüchtlingen erleben kann“, sagt Zwerger. So habe ihr kleiner Sohn beispielsweise mit den Asylbewerbern das Zählen geübt.

Beim Asylkreis mitmachen kann jeder, egal wie viel Zeit oder welche Fähigkeiten er hat – egal ob er Fahrräder reparieren oder die Hausaufgabenbetreuung übernehmen kann. „Jeder ehrenamtliche Sprachkurs ist mehr als willkommen“, so Zwerger. Denn vom Landratsamt soll es zwar einen Sprachkurs für 15 Asylbewerber geben, aber das reiche nicht aus. „Weil die Kurse sehr teuer sind, brauchen wir unbedingt Spenden für zusätzliche Kurse“, ergänzt Martin Bendel.

Um weiter über die Asylbewerber aufzuklären, schwebe ihm vor, die Interkulturelle Woche des Jugendhauses in diesem Jahr unter das Thema Flüchtlinge zu stellen und einen Informationsabend zu veranstalten, bei dem die Asylbewerber von ihren Schicksalen berichten. „Denn die sind manchmal sehr sehr schrecklich“, so Wunden.

Die evangelische Kirche hat ein Konto für den Freundeskreis Asyl eröffnet, auf das Spenden eingezahlt werden können: Evangelische Kirchenpflege, Stichwort: Asylarbeit, Kontonummer 22305033, Leutkircher Bank. Wer beim Arbeitskreis Asyl mitarbeiten möchte, kann sich bei Simone Wagner, Telefon 07561/6969, melden. Die Ehrenamtlichen helfen bei allen Fragen und führen in die Arbeit ein.


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