Leutkirch / bc - Die Malerin Dorothea Schrade hat ein Faible für alte denkmalgeschützte Gemäuer. In ihrer aktuellen Werkschau ist das Gotische Haus der Ort, an dem sie in Kooperation mit dem Galeriekreis der Stadt Leutkirch rund 100 Gemälde, Zeichnungen und Monotypien aus verschiedenen Zeiten ihres Schaffens zeigt. Die geheimnisvolle Atmosphäre dieses jahrhundertealten Baus reizt sie.
Gewiss, die kraftvoll roten Mohnblumen sind zum Markenzeichen der 1943 in Reutlingen geborenen Malerin geworden. Ob im kleinen oder wandfüllenden Format – die vom Wind bewegten Blütenköpfe nehmen einen immer wieder gefangen. Von noch gesteigerter Transparenz ist das Großformat „Mohn in Brno“, das sie 2003 während eines Arbeitsaufenthaltes in Tschechien in einer speziellen Tapisserietechnik gewebt hat. Was sich neben dem Mohn gut behauptet, sind ihre Landschaften oder die Porträts von Kühen, Pferden, Katzen und Hühnern. Letztere Tierdarstellungen gibt es außer als Ölbilder erstmals in Form von Bleistiftzeichnungen und Monotypien zu sehen. Die Körperstellungen aufgeregt gackernder und wild mit den Flügeln schlagender Hühner oder Pferde in einer Franz Marc verwandten perspektivisch verkürzten Rückenansicht auf das Blatt zu bringen, das gelingt Dorothea Schrade gerade in den Zeichnungen. Seit mehr als 40 Jahren ist sie als Künstlerin aktiv.
Nach dem Studium an der Stuttgarter Kunstakademie und der Gründung der „Gründung der Missener Werkkurse“ kennen sie viele von der Kißlegger Schlosshofgalerie, von Schloss Mochental, von Uigendorf oder Illertissen und aktuell von Diepoldshofen her auch als Galeristin. Laudator Anton Schmid aus Kißlegg würdigte sie als einen beherzten, sprachmächtigen, sehr produktiven und geerdeten zupackenden Geistesmensch. Ihre in den vielfältigsten Grüntönen schimmernden Landschaften nannte er ein „Bündel von Augenblicken“, in die stets Autobiographisches einfließt.
Malen bedeutet Dorothea Schrade einen sinnlichen Akt, ein geistiges Wahrnehmen des Moments. Wer glaubt, ihre Mohnbilder seien beliebige Stillleben, der täuscht sich. Sie stellen, so Anton Schmid, aufblühende Signale dar, dass Zartes ebenso überwältigend sein kann, oder dass ihre Schönheit durchaus bedroht ist. Ähnliches ließe sich für die Kuhporträts sagen, die einen frontal anblicken – unschuldig und ohne Argwohn, um dann in natura doch kein langes Leben zu fristen. So sieht Dorothea Schrade in den Tieren statt bloßer Modelle vielmehr komplexe Persönlichkeiten, die es zu achten gilt.
„Meine Bilder haben genug Kraft, um sich an diesen Patchworkwänden zu behaupten“, freute sie sich an der Vernissage. Denn das Gotische Haus hat sie ganz bewusst als Ausstellungsort gewählt. Wer ihr beim Aufbau tatkräftig unter die Arme gegriffen hat, ist Galeriekreismitglied Dieter Bader. Denn hier an diesen Wänden darf so gut wie nirgends ein Nagel eingeschlagen werden und das verlangt einiges Können, um die Werke passend zu präsentieren. Jetzt leuchten sie wie Kleinode in tiefem Rot, sattem Grün, hellem Braun und zartem Strich an den alten Holzwänden.
Die Ausstellung mit Malerei und Zeichnung von Dorothea Schrade im Gotischen Haus dauert bis 19.Oktober. Sie ist geöffnet freitags von 14 bis 17Uhr, samstags und sonntags von 11 bis 17 Uhr.