Leutkirch / sz - Jeder, der in den 60er- und 70er-Jahren den kanadischen Musiker und Schriftsteller Leonard Cohen erlebt hat, weiß um die Traurigkeit seiner Songs. Das Leonard-Cohen-Project mit Sänger und Gitarrist Jürgen Gutmann, begleitet von Gitarrist Manuel Dempfle und Thomas Schmolz an der Leadgitarre hat sich Cohens Werk in genau dieser Zeit angenommen. Das Trio gastierte auf Einladung des Kulturvereins Larifari am Samstagsabend im Bocksaal und machte Cohen richtig sympathisch.
Ein depressiver Mensch sei der aus Montreal stammende Cohen früher gewesen. Und ein Womanizer, der es während Tourneen in Hotels ("Chelsea Hotel No. 2") fertigbrachte, stundenlang mit dem Aufzug rauf und runter zu fahren. Dabei sei ihm einmal Janis Joplin begegnet, die mit Kris Kristofferson verabredet war.
Ein kurzes Liebesabenteuer
Kurzerhand habe Cohen sich als diesen ausgegeben, wenn auch nicht so kräftig gebaut, doch gereicht habe es für ein kurzes Liebesabenteuer. Joplin allerdings sah die Sache etwas anders. Viel Fun habe sie mit Rockmusikern gehabt, nur Jim Morrison und Leonard Cohen seien auf dem Sofa eingeschlafen.
Solche und andere Geschichten über den mittlerweile 80-jährigen Cohen, der heute überhaupt nicht mehr depressiv sein soll, verriet Jürgen Gutmann den Gästen im gut besuchten Bocksaal.
Was den Abend zu einem besonderen machte, war Gutmanns Stimme und das Zusammenspiel mit seinen beiden Partnern. Ihre Unscheinbarkeit im Auftreten verbunden mit einer ausgefeilten Instrumentalität und der Cohen-typische Gesang überzeugten. "Songs of Love and Hate" (Lieder von Liebe und Hass), be-nannt nach dem dritten und "traurigsten" Album von 1971, standen im Mittelpunkt.
Fortwährend handeln Cohens Texte von der Liebe, Beziehungen, von Gewalt und Politik. Als "echt und nah" bezeichnete Gutmann seine Performance, denn er spiele ungefähr das, was Cohen auf der ersten Platte "Songs of Leonard Cohen" von 1967 nach seinem Debüt auf dem Newport Folk Festival veröffentlichte. Lieder wie "Suzsanne", "Sisters of Mercy" oder "So long Marianne", welches an seine Zeit auf der griechischen Insel Hydra erinnert, verkörpern diesen melancholischen, bisweilen auch frisch und ungestüm klingenden Sound.
Cohens Texte haben es in sich, sind nicht selten offene Zugeständnisse an die eigene Unzulänglichkeit wie in "Bird of the Wire", oder in "The Partisan", der den Widerstand in Paris gegen das Nazi-Regime thematisiert. Warum sie keine Übersetzungen machten, beantwortete Gutmann damit, dass Cohens Strophen zu viel Hintergrundinformation böten.
Mehr fühlen als verstehen
Unabhängig davon wollten sie die Zuhörer im Herzen erwischen. Ein Stück fühlen, wenn Gutmanns Stimme lauter und eindringlicher wird in "First we take Manhattan", in dem es um einen "Schläfer" geht. Hits von John Lennon und Simon & Garfunkel, die wiederum Cohen gecovert hat, bestimmten den Schluss – und natürlich "Lover, Lover, Lover", aber in einer anders temperierten helleren Version als das so oft Gehörte.