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Die Brauerei hat ein Flaschenproblem

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Leutkirch / sz - Die Brauerei Härle hat ein Problem. Bis zu 350000 falsche Pfandflaschen bekommt sie im Jahr zurück. Flaschen, die sie nicht verwenden kann, weil es sogenannte Individualflaschen anderer Brauereien sind. Solche Flaschen, die vor allem große Brauereien für sich entwerfen lassen, haben beispielsweise eine andere Glasfarbe, eine etwas andere Form oder sie haben eine Prägung mit dem Brauereinamen. Firmen wie Meckatzer, Becks, Bitburger oder Hasseröder verwenden solche Flaschen.

"Per Hand aussortieren"

Viele Kunden kaufen solche Flaschen einzeln, zum Beispiel in Sixpacks, und geben sie auch einzeln im Supermarkt zurück. Dort werden sie dann, ohne sortiert zu sein, in Getränkekisten gestellt und an die Brauereien zurückgegeben. "Wir müssen diese Kisten dann mühevoll per Hand aussortieren", sagt Brauereichef Gottfried Härle und zeigt eine solche Kiste. Nicht eine der elf Flaschen im Härle-Fideliokasten ist von der Leutkircher Brauerei, nicht eine kann von ihr wiederverwendet werden.

Bei fast jeder zehnten Flasche sei das der Fall, sagt Gottfried Härle, der den Märkten aber keinen Vorwurf macht. "Von Händlern kann man nicht verlangen, dass sie sortenrein sortieren."

Transport nach München

"Der Aufwand für uns ist daher sehr hoch. Jede einzelne Kiste muss überprüft werden." Aussortierte Flaschen landen entweder im Glascontainer oder Härle gibt sie an eine Firma in München, die weiter aussortiert und die Flaschen an die "richtige" Brauerei zurückgibt. Die hiesigen Brauereien wie zum Beispiel Meckatzer und Härle tauschen ihre Flaschen meist "auf dem kurzen Dienstweg" aus.

Verlust macht Härle so oder so, wie er erzählt. Denn er muss dem Supermarkt die acht Cent Flaschenpfand auf jeden Fall erstatten. Schmeißt er die falschen Flaschen weg, verliert er die ganze Summe, die Münchner Firma erstattet ihm zumindest zwei oder drei Cent. Was den ökologisch sehr engagierten Härle aber fast noch mehr ärgert: "Diese Individualflaschen sind eine Gefahr für das Mehrwegsystem. Dieses ökologisch sinnvolle System nimmt Schaden, es wird ausgehöhlt. Denn es lebt von Standardflaschen und damit verbundenen kurzen Transportwegen." Und grundsätzlich sei der Verbraucher durch das Pfand sehr diszipliniert. "Die Rücklaufquote beträgt gut 95 Prozent", sagt Härle.

Nur noch halb so viele Umläufe

Viele Individualflaschen aber landen nicht mehr bei ihrem Eigentümer. "Statt 40 bis 50 Mal wiederverwendet zu werden, liegt die Zahl der sogenannten Umläufe bei 20 bis 25", berichtet Härle. Er selbst arbeitet mit Standardflaschen, im Halbliter-Bereich mit der sogenannten NRW (weil erstmals in Nordrhein-Westfalen verwendet). Nur sein Erfrischungsgetränk "Seezüngle" verkauft Härle in einer Individualflasche. Was auch seinen Preis hat: Jede fünfte Flasche mit Bügelverschluss kommt nicht wieder zurück. "Im Bierbereich können und wollen wir auch deswegen nicht mit Individualflaschen arbeiten."


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