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Neues aus alten Quellen

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Leutkirch / sz - Die Haushaltung des Pfarrers hatte von Martini bis Johannis 72 Pfund gekostet. So steht es in einer Abrechnung der Martinspfarrei 1553 bis 1559, die für den Abt von Weingarten als Patronatsherr bestimmt war.

Obwohl davon im Zusammenhang der Vorbereitung der Leutkircher Geschichte von Rudolf Roth eine Abschrift gemacht wurde, taucht dieser Mosaikstein der Leutkircher Reformationsgeschichte bisher in keiner Darstellung auf. Eines von vielen Beispielen dafür, dass in den alten Quellen noch manches Neue zu entdecken ist. Gerade für die in vielen Punkten noch unklare konfessionelle Entwicklung im 16. Jahrhundert bieten Rechnungsbücher und vergleichbare Akten immer wieder interessante, neue Aspekte.

Was Zinsregister – das erste aus dem Jahr 1396 – für die frühe Topographie der mittelalterlichen Stadt hergeben können, war schon in einem Bericht der "Schwäbischen Zeitung" zu lesen. Gebäude, Einrichtungen und Menschen in der Stadt – zu vielem gab es über die Jahrhunderte hinweg den Niederschlag in den Akten und oft ist es dem Zufall überlassen, dass etwas wieder auftaucht, bei dem man sich dann wundert, dass es in Vergessenheit geraten konnte.

Manches, was früher bedeutsam war und auch dokumentiert wurde, ist heute verschwunden. Zum Beispiel ein Ölberg an einem Bogen an der Martinskirche gegenüber der "Porten der Klosterfrauen", von dem die Johannes-Figur von jungen Leuten – ihnen war vielleicht der Bildersturm knapp 70 Jahre früher nicht erfolgreich genug – in den Stadtbach geworfen worden war und die am Rechen der Stadtmühle wieder herausgezogen wurde. Nach Beschwerden beim Rat der Stadt wurde die Figur zurückgebracht. Michael Maucher – seit 1614 Pfarrer an der Martinskirche – berichtet von diesem Vorkommnis gleich in seiner ersten Leutkircher Zeit. Er wollte den Ölberg danach erneuern und verlegen. Der heraufziehende große Krieg verhinderte das Vorhaben. Die Scherben der "irdenen" Figuren wurden pietätvoll beigelegt im Ossarium (Beinhaus) unter der 1625 abgerissenen (2.) Kapelle auf dem Kirchhof.

Mauchers bisher nicht veröffentliche Chronik ist eine wichtige und interessante Quelle für das 17. Jahrhundert. Vorwiegend liegen im Pfarrarchiv die Akten mit Bezug auf Kirche und Pfarrei. Aber auch ganz anderes findet sich. So ist dem Berichterstatter das einzige bekannte Exemplar der ersten Bekanntmachung der französischen Besatzung in Leutkirch vom (2.) Mai 1945 aus dem Nachlass eines Pfarrers in die Hände gekommen.

Von diesen und manchen anderen Dingen wird Emil Hösch beim nächsten Treff der Leutkircher Heimatpflege am Mittwoch, 24. Juni, um 20 Uhr in der "Post" berichten.


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