Leutkirch / sz - Eigentlich werden die Holzhütten auf dem Leutkircher Marktplatz pünktlich zum Weihnachtsmarkt aufgebaut. Eigentlich. Denn bereits am Freitag stellten fleißige Helfer die Verkaufsstände, die am Samstagmorgen, 10. Oktober, um 9Uhr öffnen werden, auf.
Bäckermeister Franz Wandinger hat einen Brotmarkt organisiert, der zusätzlich zum Bauernmarkt Besucher anlocken soll. "Die Idee dazu kam mir, als ich in Brixen in Südtirol war", sagt Wandinger. "Dort gab es eine richtige Essmeile, ein kulinarischer Höhepunkt", fährt er fort.
Weil in Deutschland jährlich 100Bäckerbetriebe sterben, wollen Wandinger und seine Bäckerkollegen zeigen, dass es sie noch gibt. "Wir haben in Leutkirch vier backende Betriebe, das können nicht mehr viele Städte vorweisen", sagt Wandinger. Denn das Einkaufsverhalten der Kunden habe sich verändert. "Aus Bequemlichkeit gehen sie nicht mehr zum Bäcker in der Innenstadt, sondern zu großen Lebensmittelgeschäften, die gut zu erreichen sind", so Wandinger weiter. "383Millionen Aufbackbrötchen werden jährlich aus China importiert." Ein Grund, der Bäckerbetriebe zum Schließen zwingt. "Wenn Bäcker zu wenig verdienen, hören sie auf", sagt Wandinger.
Alle Bäcker ziehen mit
Im Frühjahr schlug er bei einer Sitzung seinen Leutkircher Bäckerkollegen den Brotmarkt vor. Und alle zogen mit. "Ich habe den Markt dann innungsweit ausgeschrieben", sagt der Obermeister der Bäcker-Innung Ravensburg. Der Grund: Er wollte, dass auch Bäcker von außerhalb beim Leutkircher Brotmarkt mitmachen. Sechs Bäcker sind es nun, die sich am Samstag präsentieren. Eine gute Resonanz für Wandinger. "Ich wollte eine große Vielfalt bieten", sagt er. Weitere Kollegen fänden seine Idee ebenfalls gut, würden sich aber nur beteiligen, wenn der Brotmarkt auch in anderen Städten integriert werden kann. "Wenn der Brotmarkt in Leutkirch gut ankommt, soll er jährlich zu Erntedank stattfinden", sagt Wandinger.
In diesem Jahr nehmen neben ihm die Leutkircher Bäckerbetriebe Kehrmüller, Kohler und Steinhauser teil, außerdem die Bäckerei Mayer aus Isny und die Bäckerei Heinzelmann aus Wolfegg. "Zu Brot gehören für mich, Wein, Bier und Käse", fährt Wandinger fort. Aus diesem Grund werde das Früchtehaus Zimmermann Weine anbieten, die Bio-Schaukäserei Wiggensbach Käse und die Brauerei Härle Bier und Seezüngle. "Der Brauer ist der nächst verwandte Beruf zum Bäcker", sagt Wandinger. "Beide verwenden Malz, Wasser, Hefe und Getreide."
Weil Wandinger nicht wollte, dass jeder Bäcker mit seinem eigenen Brotverkaufswagen oder einem Biertisch anrückt, fragte er beim Vorsitzenden des Leutkircher Wirtschaftsbunds, Burkhard Zorn, wegen der Holzhütten nach. "Ich wollte etwas einheitliches", sagt Wandinger. Zorn fand die Idee gut, ebenso die Stadt. "Bauhofmitarbeiter haben die Hütten angeliefert, aufgebaut wurden sie von uns", sagt Wandinger.
Da sie am Samstagabend weder abgebaut, noch vom Bauhof abtransportiert werden können, haben sich Wandinger und Co. überlegt, den Brotmarkt auch am Montag während des Wochenmarkts zu öffnen. "Wir haben dann bei der Stadt angefragt, und die gab ihr Ok", so der Bäckermeister weiter. Geöffnet ist der Brotmarkt am Samstag von 9 bis 14 Uhr – bei jedem Wetter. Neben belegten Seelen, Brezeln, Wurzelbrot, Kartoffelbrot, Zwiebelkuchen, Dinnete, Vollkornbrot und Steinofenbrot wird es auch Kuchen, Plunder, Berliner und Birnenbrot in den acht Hütten geben. Außerdem stellt die Mühle Eggmannsried den Anbau von Getreide vor – in der Hütte der Bäckerei Steinhauser.
"Wir möchten mit dem Brotmarkt die Bäckereien wieder in den Vordergrund rücken und zeigen, dass es ein Hochgenuss ist, ein Brot zu essen", sagt Wandinger.