Leutkirch / sz - Mit dem festlichen Gottesdienst zum ersten Advent geht in Herlazhofen eine Ära zu Ende: Nach mehr als 17 Jahren wird Kirchenmusikdirektor Roland H. Klein am kommenden Sonntag, 29. November, die Leitung des Kirchenchors von St.Stephanus abgeben. Mit Teilen aus Mozart- und Haydn-Messen und israelischen Liedern endet dann eine insgesamt 55-jährige Tätigkeit als Chorleiter – bei den verschiedensten Chören in Deutschland, Israel und den Niederlanden.
"Das Kirchenjahr hat meinen Zeitplan bestimmt", sagt der 72-Jährige mit dem markanten weißen Haar. "Nach 55 Jahren als Chorleiter will ich diese Hochfeste auch einmal für mich ganz privat erleben." Dennoch: Ganz leicht fällt ihm der Abschied nicht. "Ich habe die Herzlichkeit der Chormitglieder genossen", blickt er auf die lange Zusammenarbeit mit dem Herlazhofener Kirchenchor zurück. Und bewundert das Engagement der Sängerinnen und Sänger und deren Durchhaltevermögen, denn: "Ich bin immer ein relativ anspruchsvoller Chorleiter gewesen – aus Verantwortung der Musik gegenüber." Dass er dabei auch "ziemlich autoritär" sein konnte, räumt Roland Klein gern ein. Aber Chorleitung sei nun mal nicht unbedingt für Demokratie geeignet. Drum habe er stets klar gemacht: "Ich bin der Chef."
Ein Chef, der mit seinen knapp 30Sängerinnen und Sängern, darunter auch einige Chorsolisten, insgesamt acht Messen einstudiert und aufgeführt und mit dem Musical "Joseph" zudem noch eine ganz andere musikalische Richtung eingeschlagen hat. Dabei sollte er den Chor eigentlich nur für "kurze Zeit" übernehmen – so jedenfalls die Bitte von Ortsvorsteher Norbert Matt, der 1997 bei ihm angeklopft hatte. Klein war damals gerade aus den Niederlanden zurückgekehrt, nach einer siebenjährigen Tätigkeit im Auslandsschuldienst in Den Haag, und nach Urlau gezogen.
"Aus dem halben Jahr sind nun mehr als 17 Jahre geworden", zieht Klein Bilanz. "Und ich bereue das nicht." 17 Jahre freilich, in die noch eine ganze Reihe weiterer musikalischer Aktivitäten fielen. So war der gebürtige Münsinger von 1997 bis 2006 Schulmusiker und Chorleiter am Gymnasium Isny, leitete von 1998 bis 2007 den Leutkircher Kammerchor Cantabile, war von 2008 bis 2010 Dirigent der Chorgemeinschaft Altusried und im Jahr 2009 musikalischer Leiter bei den Allgäuer Freilichtspielen in Altusried, als "Andreas Hofer" auf dem Programm stand.
Daneben pflegt der ausgebildete Schulmusiker und Chorleiter mit dem Abschluss künstlerische Reifeprüfung eine jahrzehntelange enge Beziehung zu Israel. Seitdem er 1976 mit der Gächinger Kantorei unter Helmut Rilling erstmals auf Konzertreise in Israel war ("ein bewegendes Erlebnis"), lassen ihn das Land und seine Menschen nicht mehr los. Immer wieder ist er dorthin gereist, mit Chören, mit Schülern, alleine. Hat als Ruheständler monatelang in Kibbuzim gelebt und gearbeitet und bei Benediktinermönchen in Jerusalem die Gottesdienste an der Orgel begleitet. "Eine tolle Erfahrung, die ich nicht missen möchte", sagt er im Rückblick.
Weitere Projekte sind geplan
Schon 1999 hat er damit begonnen, Bachkantaten in Gottesdiensten aufzuführen und ist mittlerweile bereits bei Kantate 24 angekommen. Ganz loskommen von der Kirchenmusik wird Roland Klein aber wohl auch in Zukunft nicht. Weitere Projekte sind bereits geplant: Schon am 5. Dezember steht in der Isnyer Nikolaikirche Bachs Weihnachtsoratorium auf dem Programm – als sogenanntes sing along mit Chor, Projektsängern und Mitwirkung des Publikums. Und auch die Arbeit mit einem Doppelquartett, gut ausgebildeten Sängern in den vier Stimmregistern also, würde ihn durchaus reizen.
Doch zunächst einmal soll das Privatleben in den Vordergrund rücken. Und da vor allem Ida-Marie. Sie wird demnächst zwei Jahre alt und ist "a ganz goldig’s Enkele", wie der stolze Opa findet. Ihr vor allem will er künftig mehr Zeit widmen.
Gottesdienstbeginn in St. Stephanus in Herlazhofen ist am Sonntag, 29. November, um 8.45 Uhr. Das Weihnachtsoratorium am Samstag, 5. Dezember, in der Isnyer Nikolaikirche beginnt um 17 Uhr.