Leutkirch / sz - Luisa Kofler und ihr Bruder Philipp warten geduldig vor der Kirchenbank. Eine Puppe hält das Mädchen fest in ihrer Hand. Sie fühle sich wohl in ihrem schönen Kleid, sagt die Elfjährige und zeigt auf ihr Gewand. Philipp nickt. "Wir haben Kostüme aus dem Fundus der Sternsinger und der Kinderfestkostüme", sagt er.
Es ist Dienstagabend, Generalprobe des Krippenspiels, das am 24.Dezember, um 16 Uhr in St. Martin aufgeführt wird. Immer wieder wirbeln Kinder durch den Kirchenraum, Hirten, Engel, Könige – alle in einem schönen Kostüm. Aufgeregt ist niemand. "Wir haben kleine Karteikärtchen mit unserem Text, da kann nichts schief gehen", sagt Philipp.
Er spielt den Josef – bereits zum zweiten Mal. Schwester Luisa die Maria. Im Hintergrund testet das Familiengottesdienst-Team Ton und Licht. "Es geht los", tönt es aus den Lautsprechern. 18 Kinder setzen sich auf die Kirchenbank, Josef und Maria laufen los. "Das Licht blendet", schreit ein Hirte. "Ihr seid doch Schauspieler, da müsst ihr durch", kontert Pastoralreferent Benjamin Sigg. Dann beginnt Andrea Boneberger. Sie liest die Weihnachtsgeschichte vor. "Halt, halt", ruft Barbara Lause dazwischen. "Sollen die Kinder hier alles alleine machen?", fragt sie. "Du hast recht, sollen doch alle mitmachen. So haben wir das größte Krippenspiel in Leutkirch", antwortetet Boneberger. Lause hebt verschiedene Schilder in die Luft. "Weil die Kirchenbesucher keinen Text lernen konnten, haben wir ihn auf Tafeln geschrieben", sagt sie. Dann geht alles ganz schnell.
Maria und Josef klopfen gegen die Tür, die neben dem Altar aufgestellt wurde. Immer wieder schauen Wirte hervor und weisen die Obhutsuchenden ab. "Ihr müsst anders stehen, so, dass man euch besser sieht, lauter sprechen und langsamer", sagt Gabi Göser. Die Szene wird wiederholt. Immer und immer wieder. Bis sie sitzt.
Immer wieder geübt
Nebenan verweilen die Hirten auf den Treppenstufen. Körbe, Felle, Brot und Krug stehen bereit. Geschenke, die sie später Maria und Josef bringen werden. Einige Meter weiter liegt das Jesuskindlein in der Krippe. Luisa und ihr Bruder Philipp üben ihren Text. Alles passt. Immer wieder hatten sie ihn vorab durchgelesen, "dass es flüssiger wird", wie Luisa sagt. Spaß am Krippenspiel haben beide. "Wir freuen uns auf den Auftritt an Heiligabend", sagt Philipp. Vier Mal habe er bereits mitgespielt, seine Schwester drei Mal. "Weil ich in der ersten Probe da war, bin ich der Josef geworden, und weil niemand die Maria spielen wollte, fragte man meine Schwester", so der 15-Jährige weiter. Er zupft seinen großen schwarzen Hut zurecht und streicht über das blauglitzernde Kopftuch seiner Schwester.
Boneberger setzt wieder mit dem Vorlesen ein, dann kommen Engel und Hirten hinzu. Es ist still. "Hirten, jetzt kommt euer Satz", ruft Göser den Hirten zu. "Wiederholt nochmal", sagt sie. "Und nochmal." Dann werden die Geschenke gebracht. Hirte Simon Kopp und die anderen strecken Felle, Krug und Brot ins Publikum, dann legen sie die Gaben ab. Auch die Heiligen Drei Könige machen sich bereit. "Ihr seid jetzt dran", sagt Göser. Lisa Rauh und Hannah Martin warten bereits. "Wir sind auch Sternsinger, deshalb wollten wir bei den Heiligen Drei Königen mitmachen", sagt Hannah. "Außerdem gefallen uns die Kostüme." Ihren einen Satz, den sie aufsagen müssen, haben beide zwei Mal geübt. Mit Erfolg. "Ihr habt kostbare Geschenke dabei, die müsst ihr gut zeigen", unterbricht Göser.
Einige Minuten später hakt sie wieder ein. "Es ist zu eng, setzt euch alle vor den Altar", sagt sie. "So bleibt ihr bis das Abschlusslied Stille Nacht, heilige Nacht beendet ist", fährt Göser fort. Den Kinder gefällt’s. Sie machen mit. Nach etwa einer Stunde ist es geschafft. Die Probe ist vorbei. "Den Rest lassen wir am Donnerstag auf uns zukommen", sagt Sigg. Auch der Kinderchor werde das Stück begleiten. "Das wird schön", sagt Luisa. Sie holt die Puppe aus der Krippe und nimmt sie mit – für ihren großen Auftritt am Donnerstag.