Leutkirch / sz - "Von Abba bis Zappa" lautet ein gängiger Slogan. Programmatisch gesehen. Kai-Uwe Krause, der 2009 die Idee zum Abspielen alter Platten aufgriff, und Ralf Man-thei, der Chef des Leutkircher Larifari-Vereins, geht es aber um mehr als nur um ein Musikprogramm, das verschiedene Stilrichtungen und damit auch deren Liebhaber zusammenbringen soll. An Silvester präsentieren die beiden im Bocksaal, Beginn ist um 20 Uhr, ihre 61. Vinyl-Party. Damit ist klar: Nicht Digitalsound dröhnt durch die Boxen. Die gute, schwarze Scheibe ist als Tonträger gefragt. Einige Hundert Exemplare horten die beiden.
Die "Pfeife" gibt es in Leutkirch schon lang nicht mehr. In der "Pfeife" hat Kai-Uwe Krause aber als DJ Platten aufgelegt. Das Auflegen hat er auch danach nicht sein lassen können. Nun stand es lange Zeit um die Anhänger der schwarzen Scheiben schlecht. CDs lösten die Platten ab. Immer schwieriger wurde es zudem, brauchbare Plattenspieler zu ordern. Die mit der Nadel. Mittlerweile aber berichten die noch vorhandenen Presswerke über volle Auftragsbücher. Auch neue, hochaktuelle Musik wird so wieder abgespeichert. Die alten, in die Jahre gekommenen Platten mit dem Loch in der Mitte aber sind bei Partys wie jetzt in Leutkirch ebenfalls wieder gefragt – obwohl viele Klassiker längst digital nachgearbeitet und als CDs erhältlich sind.
Ein Schuss Nostalgie
Beim Treffen vor der Plattenkiste greift Ralf Manthei nach dem Album "Deep Purple in Rock". Kai-Uwe Krause entscheidet sich spontan für The Police. Die beiden wollen damit nicht von vorneherein das Signal aussenden, ihre Vinyl-Partys richteten sich generell an die Ü-50-Generation. Nun ist diese groß geworden mit Clapton. Mit Janis Joplin. Natürlich mit den Stones, den Beatles, Led Zeppelin, all den Wilden und Ungezähmten. Insofern passt eine Vinyl-Party an Silvester durchaus zu den Ohrwürmern von einst, weil es an diesem Tag ruhig auch mal laut werden darf. "Nostalgie ist schon auch mit im Spiel", sagt Manthei. Krause aber legt Wert auf eine Aufgabe, die einen DJ vor allen anderen Fertigkeiten auszeichnet: "Wir legen für die Leute, für die Gäste auf, nicht für uns." Und wenn, was schon mal vorkommt, Besucher eine Platte mitbringen, die sich nicht im Bestand der beiden findet, dann ist das kein Problem. Es ist sogar gewünscht. "Die spielen wir, wenn es zur Stimmung passt", sagt Krause.
Falls die Plattenkisten Defizite aufweisen, gibt es zudem immer noch die Möglichkeit, den einen oder anderen Titel aus der CD-Box einzuspielen. Eine Party mit hundert Prozent Vinyl, das versprechen die beiden nicht. Zu viel abkommen vom Ideal wollen sie aber nicht.
Einer wie Kai-Uwe Krause, der das Plattenauflegen gelernt hat, behauptet von sich, dass er zu 95 Prozent auf Anhieb die Rille zwischen dem einen und dem anderen Titel trifft. Er spricht auch über das Wohlempfinden darüber, wenn dann die alten Titel erklingen. "Unsere Platten kratzen auch mal", gibt er zu. Aber das weiß jeder, der mit Scheiben aufgewachsen ist. Manthei vergleicht den Hörgenuss, diesen besonderen Sound der Platten, mit dem Lesen von Büchern. Gedruckt. Nicht digitalisiert.
Die 61. Vinyl-Party beginnt an Silvester um 20 Uhr. Ende offen. Drei Uhr an Neujahr kann es schon werden. Die monatlichen Termin für 2016 stehen auch schon fest. Party 72 ist dann Silvester 2016.