Leutkirch / sz - In diesem Revier kennt er sich aus. Seit Hans-Jörg Henle Oberbürgermeister von Leutkirch ist, begleitet ihn auch die Diskussion darüber, ob auf dem Gelände des früheren Munitionslagers in Urlau ein Ferienpark entstehen wird. Oder entstehen kann?
Henle glaubt an diese Zukunft der "Muna" und daran, dass es dem Investor Center Parcs gelingen wird, die Mittel aufzutreiben. "Die Stadt hat ein großes Interesse daran." Das klingt nach Zweckoptimismus. Herauszuhören ist beim Gang mit Henle durch das Waldgebiet auch, dass er keine große Neigung verspürt, die Suche nach anderen Lösungen jetzt schon voranzutreiben.
Im Wald von Urlau kommt Henle der Satz über die Lippen, das Areal sei von der Fläche her in etwa vergleichbar mit dem Fürstentum Monaco. Er lacht dabei. Er weiß ja, dass Monaco definitiv etwas größer ist. Außerdem regiert dort ein Fürst. Henle aber ist nur ein auf Zeit gewähltes Stadtoberhaupt. In Monaco, allen Wirrnissen der Finanzkrise zum Trotz, sitzen zudem potente Geldanleger. Dort werden Milliarden an Euro oder an Dollar verwaltet und gehortet. Der Wald auf Leutkircher Gemarkung hat nicht so viel zu bieten.
In der "Muna" besteht im Augenblick das größte Plus aus der bewachsenen Fläche von etwa 180Hektar. Mittlerweile überwuchern Gestrüpp und Gräser bereits einen Teil der Wege und der Straßen, die Namen tragen wie Raketenstraße oder Marinering. Sie verbinden Unterkünfte und Bunker miteinander. Alte Sicherungsbauten zeugen davon, dass über Jahrzehnte hinweg streng getrennt worden ist zwischen Bereichen, in denen auch Personal untergebracht war, und jenen Zonen, in denen Waffen und Munition lagerten.
Vergessen, vorbei. Die "Muna" ist Geschichte. Den Schlüssel zur "Muna" besitzt vorerst die Stadt, obwohl sie dem Investor das Gelände längst verkauft hat. Hans-Jörg Henle lässt es sich nicht nehmen, den Besuchern der "Schwäbischen Zeitung" persönlich das massive Gittertor zu öffnen. Um eines klar zu machen: Das ist kein besonderes Privileg für die Medien. Das Interesse aus der Bevölkerung hat aber nachgelassen. Seit die "Muna" nicht mehr Sperrgebiet ist, fanden dort viele Führungen statt. Mal luden dazu Investoren, mal die Stadt, mal Naturschützer ein. Jetzt aber beschränkt sich der Kreis auf Neugierige, die ihr Geld dort investieren wollen oder einfach nur nach Optionen suchen, eventuell Geräte zu lagern. Rohstoffe. Die Stadt Leutkirch macht das mit ihren Salzbeständen für die Zeit, wenn die Hitze wieder vorbei ist, ja auch.
Sägerei zog zurück
Als das Areal endgültig nicht mehr militärisch benutzt wurde, begann Mitte des vorigen Jahrzehnts die Suche nach einer neuen Verwendung. Früh in der Favoritenrolle befand sich die Großsägerei Klenk. Es gab sogar einen Bürgerentscheid darüber, ob die Region so eine Investition verkraften würde. Die Leutkircher Kommunalpolitik wurde aufgemischt. Es ging um den mit so einer Ansiedlung verbundenen Verkehr und auch darum, so ein grünes Idyll komplett umzuwandeln. Dann zog Klenk zurück, und die Leutkircher durften ein weiteres Mal darüber abstimmen.
Am 27. September 2009 gab es eine Zustimmung von 95,1 Prozent dafür, einen Center Parc ins Allgäu zu holen. Erst im Juli des Jahres war das Projekt vorgestellt worden, auf das nicht nur die große Mehrheit im Leutkircher Gemeinderat fast schon euphorisch reagierte. Zwar ist ein Teil des Areals auch auf bayerischem Gebiet. Aber auch von dort regte sich kein Widerstand gegen den Gedanken, in dem Waldareal eine moderne Ferienlandschaft zu erstellen. Das Modell hat der Investor an vielen anderen Plätzen in Europa schon erfolgreich umgesetzt. Aktuell aber halten sich die Beteiligten mit detaillierten Auskünften über den Stand der Planungen zurück.
Mitten im Wald erläutert Henle, die Rahmenbedingungen für Investitionen in Ferienprojekte in Europa hätten sich angesichts der Krisen in Nordafrika oder in der Türkei verbessert. Die rund 250 Millionen Euro, die nötig sind, liegen trotzdem nicht einfach so auf der Straße. Im Herbst soll aber klar sein, ob das Allgäu an die Detailplanung gehen kann.
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